„Migrationsberatungen sind für den Erfolg der Einwanderungsgesellschaft zentral"

Mit einem großen Aktionsstand am Nürnberger Jakobsplatz traten die örtlichen (Jugend-)Migrationsberatungsstellen für einen Abbau von Integrationshürden und eine auskömmliche Finanzierung ihrer Arbeit ein.

Bundesweit richteten die Beratungsstellen für zugewanderte Jugendliche und Erwachsene der Wohlfahrtsverbände in der zweiten Septemberwoche Stände und Demos in deutschen Städten aus. Denn die Lage spitzt sich zu: Mehr als 20 Millionen Euro weniger, das war sicher die prominenteste Zahl, die die Gespräche der Fachleute beherrschte. Der neue Haushaltsentwurf der Bundesregierung sieht eine Mittelkürzung von 20 % im kommenden Jahr für die deutschlandweit knapp 1.400 Migrationsberatungsstellen für Erwachsene (MBE) vor. Sollte es zu diesen drastischen Kürzungen kommen, wird absehbar auch bei den Nürnberger Trägern wie der Caritas Fachpersonal wegfallen.

Das ist fatal, weil mit den Schutzsuchenden aus Afghanistan und der Ukraine die Beratungszahlen in den Integrationsstellen weiter deutlich steigen. Bernhard Gradner, Leiter der Migrationsberatung der Caritas Nürnberg, sieht die Situation daher kritisch: „Mir bereiten die angekündigten Kürzungen in der Migrationserstberatung Kopfschmerzen. Diese machen keinen Sinn, denn dringend notwendige Stellenausweitungen fanden erst im Juli dieses Jahres statt. Unsere Kapazitätsgrenzen haben wir aber nicht erst seit dem Ukraine Krieg längst erreicht. Wenn im nächsten Jahr Stellen abgebaut werden müssen, müssten wir Hilfesuchende wegschicken. Mit Integration hat das dann gar nichts mehr zu tun.“

Die fast 1.900 Jugend- und Migrationsberatungsdienste (JMD & MBE) in Deutschland berieten im Jahr 2021 insgesamt 606 000 Menschen. In Nürnberg waren zwischen Januar und August 2022 bereits 8.400 Jugendliche und Erwachsene in der Beratung, die fast immer zu einem ganzen Themenbündel Hilfe benötigen: Zugang zu Schule und Arbeitsmarkt, Anerkennung ausländischer Abschlüsse, soziale Existenzsicherung, Gesundheitsversorgung, Spracherwerb und Aufenthaltsverfahren sind dabei die Wesentlichen . Fast die Hälfte der Nürnberger/-innen hat Migrationshintergrund, neue Zuwander/-innen kommen laufend dazu.