Über ein Jahrhundert Caritasgeschichte in Nürnberg

1890

entsteht der erste katholische Krankenpflegeverein in Nürnberg – in den Pfarreien übernehmen Niederbronner Schwestern die ambulante Krankenpflege und Aufgaben der Pfarrcaritas, sie führen auch Kindergärten und Nähstuben.

1897

initiierte der Priester Lorenz Werthmann in Köln den „Charitasverband für das katholische Deutschland“

1905

gründet der Pfarrer von St. Elisabeth, Jakob Hauck (als geadelter Dr. Jacobus Ritter von Hauck ab 1912 Erzbischof von Bamberg) den „Charitasverein Nürnberg“ als Antwort der katholischen Kirche auf die sozialen Herausforderungen der Zeit. Nürnberg als schnell wachsende Industriestadt mit einem enormen Zuzug katholischer Arbeiter entwickelt sich zu einem sozialen Brennpunkt. Als Mitstreiterinnen für die Caritas gewinnt Hauck auch Damen der höheren Gesellschaft: Zur Ersten Vorsitzenden wird Elisabeth Gräfin von Pestalozza gewählt, die Gattin des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern, María de la Paz von Bourbón, übernimmt das Protektorat; im Herbst 1905 sind bereits 2000 Mitglieder gewonnen.

Ab 1907

entstehen vier Kindergärten und -horte in den Arbeitervierteln St. Johannis, St. Leonhard-Schweinau, Maxfeld-Wöhrd und in Gleißhammer. Aufgenommen werden Kinder jeden Bekenntnisses. „Für jede katholische Pfarrei Nürnbergs eine Kleinkinderbewahranstalt. Das war und das bleibt das erste Ziel und die vordringlichste Aufgabe des Charitasvereins“, schreibt noch 1925 die erste Geschäftsführerin Anna Beringer.

1912

findet der Deutsche Caritastag in Nürnberg statt.

Während des Ersten Weltkriegs

werden in der Caritas-Kleiderkammer gespendete Kleider ausgebessert und ausgegeben sowie die Unterbringung der Nürnberger Stadtkinder auf dem Land organisiert; für Wöchnerinnen steht leihweise ein „Säuglingskorb“ zur Verfügung.

Ab 1917

betreibt die Caritas ein eigenes Büro in der Himpfelshofstraße (bis zur Zerstörung im Luftangriff 1943). Das Caritasbüro dient auch als Geschäftsstelle des Vinzenz- und Elisabethvereins sowie des katholischen Jugendfürsorgeverbandes. In den 1920er Jahren liegen Schwerpunkte der Arbeit im Bereich Jugendfürsorge, Jugendgerichtshilfe und Armenfürsorge (Lebensmittel- und Kleiderabgabe, Vermittlung von Arbeitsplätzen, Geldunterstützung).

1922

wird der Caritasverband Nürnberg e.V. in seiner heutigen Rechtsform ins Vereinsregister des Amtsgerichts eingetragen. Außerdem kann der Verband sein Mädchenheim in Schnaittach eröffnen, Oberzeller Schwestern betreuen die Jugendlichen. Damit ist der Grundstein für das heutige Jugendhilfezentrum Schnaittach gelegt.

1926

erwirbt der Caritasverband das „Pirckheimerhaus“ (Pirckheimerstraße 12) und errichtet dort eine „Anstalt der offenen Fürsorgeerziehung“: ein Lehrlings- und Schülerheim für männliche Jugendliche.

1929

umfasst der Caritasverband Nürnberg e.V. als Dachorganisation bereits 19 örtliche Vereine und 25 Einrichtungen, die sich der tätigen Nächstenliebe widmen, wie z. B. Katholischer Mädchenschutzverein, Raphaelswerk oder Elisabeth- und Vinzenzvereine. Im selben Jahr richtet die Caritas in Nürnberg erstmals eine Trinkerfürsorge mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin ein.

Unter nationalsozialistischer Herrschaft

kann der Caritasverband nur eingeschränkt arbeiten. Im Dezember 1942 wird sogar die Selbstauflösung erzwungen.

Unmittelbar nach Kriegsende

organisiert die Caritas zusammen mit den Pfarreien Lebensmittelsammlungen für die leidende Stadtbevölkerung und richtet Suppenküchen ein: Hilfen für Hungernde, Heimatvertriebene, Obdachlose, Kriegsheimkehrer und Versehrte stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

1946

hat der Caritasverband bereits wieder acht Angestellte und verfügt über ein Büro auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne in der Bärenschanzstraße. Im gleichen Jahr nimmt das Caritas-Säuglingsheim in der Guntherstraße - wo sich auch ein Alten- und Berufstätigenheim befindet - den Betrieb auf; die Betreuung übernehmen Katharinenschwestern aus dem ostpreußischen Ermland. Nach späterem Umzug wird die Einrichtung bis 1975 samt Kinderkrippe in der Pirckheimerstraße betrieben.

In den 1950er Jahren

steht die Betreuung der Vertriebenen im Vordergrund der Nürnberger Caritasarbeit. Im „Valkalager“ und im Lager Zirndorf unterhält der Caritasverband eine Fürsorgestelle, ein Heim der „Offenen Tür“, einen Hort sowie einen Kindergarten.

1953

wird das Senioren- und Pflegeheim St. Willibald eröffnet, die Pflege der Bewohner liegt in den Händen der Katharinenschwestern.
Im gleichen Jahr werden als Aufgabenschwerpunkte des Caritasverbandes Nürnberg genannt: Jugendfürsorgeverein/Vereinsvormundschaft, Erholungsverschickung, Sorge um Durchreisende, Mädchenschutz, Beratungsstelle für Auswanderungswillige, Fürsorgestellen bei Suchtgefahren, Betreuung für Strafentlassene, sowie Altersheime.

1954

kann das Kinder- und Jugendhaus Stapf eingeweiht werden; Niederbronner Schwestern kümmern sich dort um die Heranwachsenden. Daneben erwirbt der Caritasverband ein Gelände am Kuhweiher/Eibach und errichtet eine der ersten Stadtrand-Erholungsstätten.

1958

erhält die Zentrale des Caritasverbandes eine neue Adresse: Obstmarkt 28.

1966

eröffnet der Caritasverband Nürnberg das Senioren- und Pflegeheim St. Josef in der Fürther Südstadt.

Ende der 1960er Jahre

übernimmt der Verband die Sozialbetreuung ausländischer Arbeitnehmer, insbesondere Italiener, Spanier, Portugiesen und Jugoslawen (ab 1977 in der Pirckheimerstraße 12). In den Folgejahren wird, mit der Betreuung von Spätaussiedlern, Flüchtlingen und Asylbewerbern, die Integrationshilfe für Migranten ein Schwerpunkt der Nürnberger Caritas.

In den 1970er Jahren

leisten Oberzeller Schwestern in der Wohnanlage Schafhof praktische Sozialarbeit. Neue Beratungsstellen für Erziehungsfragen und für Schwangere (Jakobstraße 52) entstehen.

1973

nimmt das Senioren- und Pflegeheim Stift St. Martin in der Nürnberger Nordstadt seinen Betrieb auf.

1975

entsteht die Beratung für Suchtkranke als eigenständige Beratungsstelle.

1976

wird Stadtdekan Theo Kellerer der Erste Vorsitzende des Caritasverbandes Nürnberg. Neuer Caritasdirektor wird im gleichen Jahr der Jesuitenpater Dr. Karl Holzbauer.

1979

holt Caritasdirektor P. Holzbauer SJ indische Karmelitinnen aus der Kongregation der „Schwestern der Mutter Gottes vom Berg Karmel“ (CMC) nach Nürnberg. Die Ordensschwestern sind fortan auch im neu eröffneten Senioren- und Pflegeheim Stift St. Benedikt am Rechenbergpark tätig.

In den 1980er Jahren

kommt mit der Altenpflegeschule (heute: Berufsfachschule für Pflege) ein neuer Akzent in die Altenhilfe: Die Caritas bildet Pflegenachwuchs aus

1980

feiert der Caritasverband Nürnberg sein 75-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr arbeiten 350 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 50 Ordensfrauen für den Verband.

1984

wird die Wärmestube als Kooperationseinrichtung von Caritas und evangelischer Stadtmission eröffnet.

1985

nimmt das Caritas-Haus Tucherstraße 15 seinen Betrieb auf. Dort ziehen die Beratungsstellen für Migranten, Erziehungsfragen und Schwangere sowie das Betreuungsreferat ein.

1987

eröffnet der Caritasverband in St. Peter ein neues Senioren- und Pflegeheim und erinnert mit der Namensgebung an seinen Gründer Jacobus-von-Hauck. Auch hier wirken indische Karmelitinnen.

1992

eröffnet das „Domus Misericordiae“, ein Haus für obdachlose Männer. Außerdem entstehen Wohngemeinschaften für psychisch kranke Menschen.

1993

kann der Verband mit dem „Haus Hagar“ einen Zufluchtsort für von Gewalt bedrohten Frauen eröffnen.

1995

übernimmt der Caritasverband die Trägerschaft der Straßenambulanz. Im 90. Gründungsjahr zählt der Verband an die 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

1997

entsteht mit dem „Haus Xenia“ eines der ersten stationären Hospize in Bayern.

1999

wird mit Diplom-Kaufmann Roland Werber kein Geistlicher mehr zum Caritasdirektor bestellt. Das Jugendhilfezentrum Schnaittach wird ausgebaut und die Generalssanierung des Kinder- und Jugendhauses Stapf eingeleitet.

2005

beginnt die Neustrukturierung der kirchlich getragenen, ambulanten Alten- und Krankenhilfe in Nürnberg. Mehrere aus Krankpflegevereinen entstandene Sozialstationen gehen in die Trägerschaft des Caritasverbandes über. Im gleichen Jahr wird die Straßenambulanz Franz von Assisi um medizinische Pflege und ärztliche Behandlung erweitert.

2009

übernimmt der Caritasverband Nürnberg das Senioren- und Pflegeheim St. Michael im Stadtteil St. Johannis. Die Pflege liegt hier in den bewährten Händen der indischen „Schwestern von der Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments“ (SABS). Die ambulanten Dienste fusionieren zur Caritas-Sozialstation Angelus und Caritas-Sozialstation Mitte-Ost.

2010

wird der Ersatzneubau für das Altenheim St. Willibald als Senioren- und Pflegezentrum St. Willibald eingeweiht. Ihm zugeordnet ist nun die Tagespflege (bisher Mendelstraße) und eine neue Kurzzeitpflegeeinrichtung. Das Caritas-Hospiz Xenia zieht ebenfalls vom Thumenberger Weg in das neue Gebäude an der Klenzestraße. Im gleichen Jahr wird der Ersatzneubau für den Kindergarten im Kinder- und Jugendhaus Stapf als Familienzentrum mit Kinderkrippe eingeweiht. Bei der Regionalratssitzung im November wird Notar a. D. Bernhard Wacker zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt.

2011

kann der Verband im ehemaligen Franziskanerkloster in Gibitzenhof sein Caritas-Sozialzentrum St. Ludwig eröffnen; in den generalsanierten Räumen findet die Berufsfachschule für Altenpflege, die Straßenambulanz und die Beratungseinrichtung Betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen optimale Arbeitsbedingungen. Im gleichen Jahr übernimmt der Verband die sozialpädagogische Betreuung in zwei Obdachlosenpensionen der Stadt Nürnberg. Im Mai wird Michael Schwarz von Erzbischof Dr. Ludwig Schick zum neuen Caritasdirektor bestellt. Der Caritasverband beschäftigt inzwischen mehr als 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

2012

Im Jugendhilfezentrum Schnaittach wird mit der Einweihung des Ersatzneubaus der Schulischen Förderzentrums ein weiterer Gebäudeabschnitt abgeschlossen.

2014

Nach der Einweihung der generalsanierten Kapelle im Vorjahr ist mit der neuen integrativen Kindertagesstätte im Kinder- und Jugendhaus Stapf ein architektonisches Gegenstück zum Familienzentrum entstanden.
Im Stift St. Martin sind ab diesem Jahr die Josephsschwestern aus dem indischen Kerala aktiv.

2015

Mit der Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg werden in kürzester Zeit Unterbringungen von Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geschaffen sowie die Sozialbetreuung in diversen städtischen Gemeinschaftsunterkünften angeboten. Das ehemalige Franziskanerkloster in der Gartenstadt wurde umgebaut und ist nun das Caritas-Haus für Frauen in Not.

2016

Mit der Eröffnung eines Konvent in der Rangierbahnhofsiedlung für die indischen Karmelitinnen sind nun auch in allen Pflegeheimen Ordensfrauen tätig. Die Caritas Nürnberg intensiviert mit youngcaritas ihr Engagement bei der Gewinnung sozial engagierter Ehrenamtlicher.

2017

Mit der Einführung von [U25] Nürnberg Onlinesuizidprävention besitzt der Verband die erste Beratungsstelle, die rein online berät und zudem auf die Unterstützung durch ehrenamtliche Peers baut. Mit der Schaffung einer Gemeindecaritas wird erfolgreich versucht, Sozialarbeit vor Ort und innerhalb der Kirchengemeinde zu betreiben.

2018

Mit der Übernahme der Kindertagesstätten St.Kunigund in Erlangen-Eltersdorf wechselt die letzte pfarrliche Jugendhilfeeinrichtung der Diözese zur Caritas Nürnberg.

2019

Gemeinsam mit dem SkF Nürnberg wird ein Gebäudekomplex für Mütter in der Rehdorfer Straße geschaffen. Die Caritas ist mit zwei Angeboten vertreten, dem Ambulant betreuten Wohnen für psychisch kranken Mütter sowie für suchtkranke Mütter.

2020

Mit der Männerschutzwohnung Riposo baut die Caritas ihre Engagement für von Gewalt bedrohte Menschen aus. Die Cariboutique befindet sich ab diesen Sommer in der Scheurlstraße.

2021

Neuester Zuwachs ist eine Beratungsstelle für wohnungslose Strafentlassene sowie das Haus der zweiten Chance. Die Ökumenische Wärmestube wird durch einen Tagestreff in der Dianastraße erweitert.